Trauma und Liebe: Wie Bindungstrauma die wahre Liebe verhindert

Erfahre, wie sich Bindungstrauma auf Beziehungen auswirkt und was wahre Liebe im Trauma Kontext bedeutet und wie wir wahre Liebe erleben könnnen.

Was ist ein Bindungstrauma?

Ein Bindungstrauma entsteht in unseren ersten Beziehungserfahrungen, indem die Bedürfnisse nach Nähe (körperlich & emotional) und Autonomie durch unsere Bezugspersonen nicht vollständig erfüllt wurden. Ein Bindungstrauma entsteht immer dann, wenn unsere Bezugspersonen immer wieder Distanz herstellten mussten, weil sie den Kontakt zu uns nicht vollständig aushalten konnten.

Das Kind stößt mit seinen Grundbedürfnissen nach Nähe und Autonomie auf Ablehnung, Nichtbeachtung, Feindseligkeit oder auf Verlassen werden. Und das natürlich nicht nur einmalig, sondern immer wieder. Weil die Bindungsstruktur der Bezugsperson (i.d.R. die Mutter) so gestrickt ist.

Unter Trauma wird in unserer Gesellschaft für gewöhnlich ein Schocktrauma verstanden. Ein einmaliges, überwältigendes Schockerlebnis, aus dem wir nicht mehr alleine herausfinden. Was in unserer Gesellschaft jedoch epidemische Auswirkungen hat sind Entwicklungs- und Bindungstraumata. Hier findest du noch mehr darüber.

Ein Bindungstrauma kann also mit kontinuierlichen Beziehungsverletzungen gleichgesetzt werden. Die Bindung, der Bezug zu den Kindern wird immer wieder unterbrochen und nicht mehr hergestellt. Das Kind wird immer wieder alleine gelassen, vernachlässigt, angegriffen (emotional oder physisch) oder ignoriert.

Beispiele für Bindungstrauma:

  • Isolation: Das Kind wird mit seinen Gefühlen alleine gelassen
  • Fehlende Einstimmung: Die Eltern können sich nicht in das Kind hineinversetzen
  • Fehlende CoRegulation: Die Eltern können das Kind in seinen Gefühlen nicht begleiten und beruhigen.
  • Eltern haben selbst Bindungstrauma erlebt: Unverarbeitete Bindungsverletzungen und Entwicklungstrauma übertragen sich auf das Kind. Was bei unseren Vorfahren alleine durch das Kriegsgeschehen überall präsent ist.

Wie Bindungstrauma unsere Beziehungen beeinflusst

Die ersten Beziehungserfahrungen bilden die Blaupause für alle weiteren Beziehungen. Das bestätigen alle Traumatherapeuten und Psychologen. Siehe auch bei Dami Charf, oder bei Verena König. Durch die gemachte Erfahrungen legen wir eine innere Schablone an, die wir später auf alle Beziehungen drüber legen: „Wie sind Menschen? Wie bin ich? Wie gehe ich mit anderen um? Was muss ich tun oder nicht tun, um die Bindung zu behalten?“

Die frühe Bindungserfahrungen bilden zudem die Basis für unsere Entwicklungsschritte. Erleben wir eine sichere Bindung, kann sich unsere Psyche richtig entwickeln. Dazu gehören Entwicklungsschritte wie z.B. das Erlernen von Urvertrauen, Selbstsicherheit, einer gesunden Autonomie, Explorationsverhalten, Selbstregulation und Objektkonstanz/Personenpermanenz.

Sind diese Entwicklungsschritte durch ein Bindungs- und Entwicklungstrauma nicht vollständig ausgebildet ist unser späteres Leben geprägt von Selbstzweifeln, Eifersucht, fehlendem Vertrauen, Bindungsangst oder Bindungsvermeidung und vielen weiteren Symptomen.

Wie äußert sich Trauma in Beziehungen?

  • Bindungsängste: wenig oder kaum Nähe zulassen können oder auf der anderen Seite sehr viel Nähe zu fordern und sich im anderen zu verlieren. Beides ist die Angst davor, wirkliche Nähe zu leben. Wirkliche Nähe kann nur entstehen, wenn beide Partner mit sich selbst verbunden bleiben und sich auf Augenhöhe begegnen.
  • Fehlendes Urvertrauen: übermäßige und unbegründete Eifersucht, starke Selbstzweifel und Unsicherheiten oder aber auch ein ständiges Kontrollverhalten sind Folgen von Bindungstrauma und zu wenig Urvertrauen.
  • Fehlende Objektkonstanz/Personenpermanenz: hat weitreichende Folgen im Alltag von Beziehungen. Ist mein Partner nicht da, so ist er auch nicht spürbar für mich. Das heißt, ich kann das Gefühl von Liebe in mir nicht aufrechterhalten, wenn er nicht da ist, so heißt es: „Aus den Augen, aus dem Sinn“. Auch im Konflikt kann der Betroffene sich nicht mehr an das Gute und die Liebe erinnern, er wird kalt und sehr hart. Hier könnt ihr mehr darüber lesen.
  • Fehlende Regulationsfähigkeit: Anschreien, Flüchten, Ignorieren, die Beziehung abbrechen, Handgreiflich werden… Wenn ich nicht gelernt habe, mich und meine Gefühle zu regulieren, agiere ich diese später ungefiltert aus.

Im Grunde äußert sich Trauma immer so, dass wir auf irgendeine Art und Weise Distanz zu unserem Partner herstellen müssen, dass wir irgendwie immer versuchen wahre Nähe zu verhindern. Nicht alles von uns mitzuteilen und entweder unsere Autonomie zu schützen oder sich nur auf die Beziehung zu fokussieren und sich selbst dabei zu verlieren.

Wahre Nähe und Liebe bedeutet in diesem Sinne, dass ich in der Beziehung alles äußern kann und dennoch die Bindung behalte. Nicht ausagieren, sondern aussprechen.

Wahre Liebe im Trauma Kontext

Wahre Liebe im Hinblick auf Bindungstrauma bedeutet für mich echte Verbundenheit. Und echte Verbundenheit wiederum bedeutet eine sichere Bindung. Unser System sucht immer nach Sicherheit, Sicherheit durch Verbundenheit. Siehe hier mehr.

Erleben wir eine sichere Bindung, so können wir anfangen, unsere Traumata aufzuarbeiten und zu integrieren. Das klingt einfach, aber in der Praxis sind das unsere größten Widerstände und Schatten.

Wahre Liebe ist sicher gebunden zu sein.

Eine sichere Bindung geht nur, wenn die Personen füreinander sicher sind. Ich bin ein sicherer Mensch, wenn ich den anderen nicht angreife, ignoriere, verlasse, vernachlässige oder unzuverlässig bin. Ich bin ein sicherer Mensch, wenn ich auf keine Art und Weise Gewalt ausübe! Weder mit Worten noch mit Taten.

Wahre Liebe ist nicht nur rosarot und himmelblau, sondern sie bringt Licht in die tiefschwarzen Ecken. Auch, wenn es in der Realität sicherlich nicht immer einfach ist.

Wahre Liebe bedeutet, alles aussprechen zu können, was im Zwischenraum geschieht, was zwischen mir und dir da ist und sonst nie zur Sprache kommt. Das sind ganz viele kleine und große, subtile und grobe Dinge. z.B.: „Was denke ich wirklich, was der Partner macht, wenn ich das und das sage?“ „Was denke ich über die Blicke meines Partners?“, „Was denke ich und interpretiere ich wirklich?“, „Wie geht es mir wirklich?“

Wahre Liebe bedeutet für mich eine Stufe höher zu gehe: Zu reflektieren und sich bewusst zu werden, wir sind nicht unsere Gedanken, Gefühle und Körperempfindungen.

Wie erkenne ich die wahre Liebe, wenn ich traumatisiert bin?

An der Sicherheit. Das mag vielleicht langweilig klingen, gerade wenn ich stark traumatisiert wurde, suchen viele nach Drama, nach Kicks, nach Adrenalin oder aber nach Isolation, Abstand, Trennung.

Sicherheit heißt, ich darf und kann so sein, wie ich bin.

Erwarte das nicht nur von deinem Partner und trenne dich jetzt, weil er dich nicht immer so annimmt, wie du bist. Hinterfrage dich selbst: Bist du eine sichere Person für deine Partner:in?

Es gibt eine einfache aber tiefgreifende Anleitung, wie jeder von uns die wahre Liebe erleben kann und dabei selbst ein sicherer Mensch wird.

Wie lebe und erfahre ich die wahre Liebe?

Auszutauschen, was da ist ohne
damit identifiziert zu sein und dabei bei mir zu bleiben.

Wir sind den ganzen Tag mit unseren Gedanken identifiziert und glauben alles, was unser Kopf oder unsere Gefühle uns erzählen. Das autonome Nervensystem beeinflusst vollkommen autonom und mit einem massiven Handlungsimpuls das, was wir tun, fühlen und denken. Vollkommen automatisch und unbewusst, vor allem dann, wenn ein Reiz mit einer traumatischen Erfahrung gleichgesetzt wird. (Siehe hierzu mehr)

Wir dürfen aber auch dieser physischen Not und Erleben nicht immer Glauben schenken. Es fühlt sich total richtig an, jetzt raus zu rennen und alles stehen und liegen an. Oder es fühlt sich absolut richtig an, den Partner anzuschreien oder selbst zu verstummen, sich anzupassen oder zu unterwerfen. Ja, hier ist dein Nervensystem am Steuer. Aber das ist nicht mehr die Realität. Es steuert dich aus den Lernerfahrungen der Vergangenheit heraus.

Anstatt diese Dinge unbewusst auszuagieren, also auszuleben, fangen wir an, diese Dinge auszusprechen: „Ich spüre den Impuls, nichts mehr sagen zu wollen.“ „Mein Kopf denkt, dass ich gerne abhauen würde.“ „Ich fühle Wut und Hass.“ „Ich fühle Traurigkeit.“ „Mein Kopf denkt, dass ich verlassen werde, wenn ich mehr sage.“

Das ist das Prinzip des „Ehrlichen Mitteilen“ von Gopal Norbert Klein. Ich kann jedem nur empfehlen, sich hiermit weiter auseinander zu setzen. Lese hierzu gerne sein Buch „Der Vagus Schlüssel“

Bei Fragen melde dich gerne 🙂

In Liebe, deine Jessica

PS: AM 29.12.24 gebe ich einen Zoom live Workshop zu genau diesem Thema. Ich werde das ehrliche Mitteilen demonstrieren und alle Hintergründe zu Trauma und Beziehungen aufzeigen. Meldet euch gleich an: https://www.jessicazimmerer.de/online-workshop-teil-2-trauma-erkennen-und-beziehungen-heilen/

Trage dich jetzt ein für den Workshop II:
„Trauma erkennen und Beziehungen heilen“

live per Zoom am 29.12.24

Du erhältst alle weiteren Infos per E-Mail.

Ich freue mich auf dich! Bis gleich!


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